Wie berechnet man die Grösse einer Solaranlage, Stromverbrauch, Sonneneinstrahlung und vielen weiteren Faktoren?
Solarenergie ist derzeit in aller Munde, und viele Hausbesitzer wollen von den Fördergeldern und
Steuervergünstigungen für Solaranlagen profitieren. Aber woher wissen Sie, wie
viele Solarmodule Sie für die Stromversorgung Ihres Hauses benötigen?
Online-Solarrechner können einen groben Anhaltspunkt dafür liefern, wie viel Solarstrom Sie für Ihr Haus benötigen, aber vielleicht möchten Sie Ihre eigenen Berechnungen für ein netzgekoppeltes System durchführen, um Ihre Wahl zu verfeinern.
Der erste Schritt zur Berechnung der Größe von Solarmodulen für die Stromversorgung Ihres Hauses beginnt immer mit vielen Fragen zu Ihrem Stromverbrauch.
Dies sind die Dinge, die Sie
wissen müssen, bevor Sie die Größe der Solaranlage für Ihr Haus festlegen:
- wie hoch ist der jährliche Stromverbrauch
Ihres Hauses in kWh (Kilowattstunden)?
- wie viel zahlen Sie pro kWh
Strom (damit können Sie die Amortisationszeit berechnen)
- wie hoch ist die
Strahlungsintensität (Sonnenenergie) an Ihrem Standort?
- wird Ihr System netzgebunden
oder netzunabhängig sein (netzunabhängige Systeme benötigen Batterien)?
- falls netzunabhängig, welchen
Batterietyp werden Sie verwenden (Bleisäure oder Lithium-Eisenphosphat)?
- welche Größe von Solarmodulen
(in Watt) werden Sie verwenden?
- wechselrichter - werden Sie
eine Zentral-, String- oder Mikro-Wechselrichter-Topologie verwenden
(Systemdesign)
- planen Sie den Kauf eines
Elektrofahrzeugs?
- planen Sie, auf elektrische Heizung und Kühlung umzusteigen?
- planen Sie den Einbau einer
Poolpumpe?
- wie hoch sind die Verluste des
PV-Systems?
Wie gross sollte Ihre Photovoltaikanlage sein?
Was für Sie richtig ist, definieren Sie selbst über Ihre Prioritäten: Ist Ihnen Ihr Komfort und Ihre Unabhängigkeit, die Wirtschaftlichkeit oder der Klimaschutz am wichtigsten? Für die Wirtschaftlichkeit ausschlaggebend ist hierzulande ein hoher Eigenverbrauch des Solarstroms.
Auf einen Blick:
- ermitteln Sie anhand von
Stromrechnungen und Wünschen Ihren Strombedarf
- verschaffen Sie sich mit
Faustzahlen ein erstes Gefühl für die richtige Anlagengrösse
- ermitteln Sie die finale
Anlagengrösse gemeinsam mit Solarexperten
Ermitteln Sie Ihren durchschnittlichen monatlichen und täglichen kWh-Verbrauch.
Sie könnten die Wattleistung all Ihrer Geräte
zusammenzählen und schätzen, wie viele Stunden sie pro Tag genutzt werden, aber
das ist sehr umständlich und nicht genau. Einige Geräte, wie z. B.
Kühlschränke, sind schwer zu schätzen. Das liegt daran, dass sie
Kompressormotoren an Bord haben und die momentanen Leistungswerte variieren.
Die bei weitem einfachste Methode ist die Abrechnung des letzten Jahres, auf der normalerweise der Energieverbrauch des gesamten Jahres in Kilowattstunden (kWh) angegeben ist. Teilen Sie diese Zahl einfach durch 12, um den monatlichen Verbrauch zu erhalten, oder durch 365 für den durchschnittlichen Tagesverbrauch.
Im Durschnitt verbrauchen
Schweizer Haushalte 3'500 bis 6'000 kWh/Jahr:
Haushaltsgrösse |
Stromverbrauch |
Haushaltstyp |
1 Person |
2700 kWh/Jahr |
Einfamilienhaus |
1 Person |
2200 kWh/Jahr |
Mehrfamilienhaus |
2 Personen |
3550 kWh/Jahr |
Einfamilienhaus |
2 Personen |
2750 kWh/Jahr |
Mehrfamilienhaus |
4 Personen |
5200 kWh/Jahr |
Einfamilienhaus |
4 Personen |
3850 kWh/Jahr |
Mehrfamilienhaus |
4-Personen-Haushalt
Der typische Verbrauch eines
Vier-Personen-Haushalts beträgt 3'600 kWh im Jahr, also etwa 300 kWh im Monat. Statistiken
zeigen, dass die meisten Menschen im Sommer und Winter mehr Strom verbrauchen,
wenn die Klimaanlage oder die Heizung läuft. Sammeln Sie nach Möglichkeit die
Stromrechnungen der letzten 12 Monate, zählen Sie Ihren kWh-Verbrauch zusammen (kWh
pro Jahr) und teilen Sie ihn durch 12, um einen Monatsdurchschnitt zu erhalten.
Wie viel Solarmodule benötigen 4 Personen für ihre Stromversorgung im Haushalt? Eine vierköpfige Familie braucht
rund 3’600 kWh Strom im Jahr. Pro kWp werden bis zu 1’000 kWh Strom produziert,
was bedeutet, dass für den Strombedarf der Familie fünf Solarmodule installiert
werden müssten.
Kleinere Anlagen sind im Verhältnis teurer als grosse Anlagen.
Die Investitionskosten für eine kleine Anlage belaufen sich auf ca. CHF 3'000 pro kWp. Bei einer Anlagengrösse von 5 kWp entstehen also Investitionskosten von rund CHF 15'000.--.
Einfamilienhaus
Die durchschnittliche Grösse einer privaten Solaranlage in der Schweiz für
Einfamilienhäuser beträgt etwa 12 kW.
Berechnungen anhand einer 12 kWp PV-Anlage.
Wie groß ist eine 12 kW
Solaranlage?
Für 1 kWp installierte Leistung werden Solarmodule auf einer Fläche von ca. 6-7
m2 benötigt. Übliche Grössen von Photovoltaikanlagen für Einfamilienhäuser
liegen zwischen 8 und 12 kWp-Leistung.
Eine 12 kWp Anlage benötigt eine Dachfläche von etwa 70-80 m² und besteht aus 30- bis 36 Solarmodulen, abhängig von Leistung, PV-Hersteller und Wirkungsgrad der Photovoltaikanlage. Ein Modul hat eine durchschnittliche Leistung von etwa 0,2 kWp je m² (ca. 60 m² x 0,2 kWp = 12 kWp).
Wie viel Strom erzeugt eine 12
kWp Photovoltaikanlage?
Eine PV-Anlage mit einer
installierten Leistung von 12 kWp produziert je nach Standort und Sonnentage jährlich
rund 5'000 bis 10.000 kWh Strom, das heisst:
10.000 kWh Strom im Jahr
830 kWh Strom im Monat
28 kWh Strom im Tag
Dies entspricht im Durchschnitt etwa 3 Sonnenstunden pro Tag.
Eine Anlage mit 12 kWp (maximale
Leistung 12 kW) produziert also etwa:
3 Sonnenstunden pro Tag = 3 x 12 kW = 36 kWh pro Tag x 30 = ca. 1’000 kWh im
Monat = ca. 10'000 bis 12'000 kWh im Jahr.
Faustformel für die richtige Anlagengrösse.
Verschaffen Sie sich mit Faustzahlen ein erstes Gefühl für die richtige
Anlagengrösse. Als Faustformel können Sie eine grobe Annahme treffen:
1 kWp pro 1'000 kWh
JahresstromVerbrauch
JahresstromVerbrauch = 12'000 kW : 1'000 = 12 kWP
Als „Kilowatt peak” (kWp) wird
die elektrische Leistung bezeichnet, welche die Solarmodule einer
Photovoltaikanlage unter normierten Laborbedingungen generieren. Die
kWp-Kennzahl macht Solarpaneele vergleichbar. Mit einer Anlage dieser Grösse
erreichen Sie auch ohne Batteriespeicher einen Eigenverbrauch in einer Höhe,
der wirtschaftlich von Vorteil ist.
Für Einfamilienhäuser belaufen sich die Investitionskosten auf ca. CHF 2'500
pro kWp. Bei einer Anlagengrösse von 12 kWp entstehen also Investitionskosten
von mindestens CHF 30'000.--.
Überlegen Sie sich, welche Verbräuche in Zukunft noch dazu kommen könnten. Moderne Photovoltaikanlagen sind auf eine Betriebsdauer von mindestens 25 Jahren ausgelegt, also sollten Sie auch mit diesem Zeitraum planen. Insbesondere die Anschaffung eines Elektroautos kann es attraktiv machen, ein grösseres System zu wählen. Aber auch falls Sie zukünftig Ihr Haus mit einer Wärmepumpe beheizen möchten oder beispielsweise eine elektrisch betriebene Sauna andenken, kann eine grössere Dimensionierung sinnvoll sein.
Fragen Sie einen Experten.
Wenn Sie eine ungefähre
Vorstellung von der Grösse Ihrer zukünftigen Photovoltaikanlage haben, ist der
richtige Zeitpunkt gekommen, mit einem Experten über Ihre Planung zu sprechen.
Denn sie ist entscheidend für die Wirtschaftlichkeit Ihrer Solaranlage.
Fachleute können auch auf Sonderfälle eingehen und Ihnen Tipps geben, wie Sie Ihren zukünftigen Verbrauch individuell ermitteln können.
Berechnen Sie Ihren täglichen kWh-Verbrauch.
Berechnen Sie Ihren monatlichen
kWh-Verbrauch und teilen diesen durch 30, um Ihren durchschnittlichen täglichen
kWh-Verbrauch pro Tag zu ermitteln. Ein durchschnittlicher 3-4 Personen Haushalt
verbraucht etwa 300 kWh pro Monat, also etwa 10 kWh im Tag.
Beispiel:
300 kWh / 30 Tage = 10 kWh pro
Tag
10 kWh pro Tag x 30 = 300 kWh x 12 = 3'600 kWh pro Jahr
Nehmen Sie nun das tägliche
kWh-Ziel (Beispiel 10 kWh pro Tag ) und teilen Sie es durch die Anzahl der
Sonnenstunden an Ihrem Standort. Diese erfahren Sie auf der Webseite Statista:
Sonnenstunden Schweiz
Haben Sie im Durschnitt 3 Sonnenstunden pro Tag (Jahresdurschnitt), teilen Sie
die kWh/Tag durch die Anzahl Sonnenstunden:
10 kWh pro Tag / 3 Sonnenstunden
= 3-4 kW Solaranlage
Menge an Sonnenlicht
Schätzen Sie die Menge an
Sonnenlicht, die Ihre Solarmodule erhalten werden.
Die Verfügbarkeit von Sonnenlicht
beeinflusst, wie viel Energie Ihre Solarmodule erzeugen. Verwenden Sie die Karte
der Schweiz:
Sonnendach Schweiz
Sonnenfassade Schweiz
Eine Eignung der Kategorie „Sehr
gut“ bedeutet dass Ihre Dachfläche für die Nutzung von Solarenergie sehr gut
geeignet ist. Die theoretisch möglichen Erträge basieren auf der Nutzung der
gesamten Dachfläche. Um den Eigenverbrauch von Strom oder den Wärmebedarf zu
optimieren, kann die Nutzung einer geringeren Fläche ausreichend sein.
Mit der Kategorie „Sehr gut“ werden Sie bis zu 9'800 kWh Solarstrom pro Jahr im Wert 980 Franken erzeugen können:
4'900 kWh - die Hälfte der
Dachfläche belegt – Geringe Ausnutzung
7'350 kWh - drei Viertel der
Dachfläche belegt – Typische Ausnutzung
9'800 kWh – ganze Dachfläche
belegt – Optimale Ausnutzung
Einen Solarrechner finden Sie hier.
Berücksichtigung von Ineffizienzen
Nun müssen wir noch ein paar
Zuschläge für Ineffizienzen und die Abbaugeschwindigkeit der Module
berücksichtigen. Die Leistung von Solarmodulen nimmt jedes Jahr leicht ab, was
in der Leistungsgarantie angegeben ist. Wenn die Leistungsgarantie Ihres
Solarmoduls eine Leistung von 80 % nach 25 Jahren garantiert, ergibt sich eine
Degradationsrate von 20 %/25 Jahren, d. h. 0,8 % Produktionsverlust pro Jahr.
Am Ende seines Lebenszyklus würde ein Modul mit einer Leistung von 400 Watt nur
noch 320 Watt liefern.
Erfahren Sie mehr über den Wirkungsgrad von Solarmodulen.
Darüber hinaus werden die Solarmodule unter idealen Bedingungen getestet - in einem temperaturgeregelten Labor, in dem nichts die Module behindert. In der realen Welt erfüllen Solarmodule diese Laborbedingungen oft nicht, d. h. sie produzieren etwas weniger Strom als ihre Wattzahl. Je höher der Wirkungsgrad, desto weniger Solarmodule werden benötigt.
Aus diesem Grund ist es ratsam, zusätzliche Solarkapazität einzuplanen, damit Sie Ihre angestrebten Produktionszahlen erreichen können, nachdem Sie die Ineffizienzen des Systems berücksichtigt haben.
20 % sind ein guter Spielraum für die Berücksichtigung von Ineffizienzen. Multiplizieren Sie die Größe Ihrer Solaranlage mit 1,2 (120 %), um dies zu berücksichtigen:
10 kW x 1,2 = 12 kW Solaranlage
Vollständiger oder teilweiser Ausgleich?
Die meisten netzgebundenen
Hausbesitzer entscheiden sich dafür, ihren Energiebedarf zu 100 % mit
Solarenergie zu decken. Es ist aber auch möglich, mit einem kleineren System zu
beginnen, um einen Teil des Energiebedarfs auszugleichen, und die Anlage dann
zu erweitern, wenn das Budget dies zulässt. Dazu muss man allerdings beachten,
dass die Anlage günstiger zu stehen kommt, wenn Sie von Beginn weg gross genug
geplant war, denn ein nachträglicher Ausbau ist im Verhältnis einiges teurer.
Wenn Sie eine Teilkompensation anstreben, können Sie dies hier berücksichtigen. Nehmen wir zum Beispiel an, Sie möchten zunächst die Hälfte Ihres Energieverbrauchs durch Solarenergie kompensieren:
10 kW Solaranlage * 0,5 = 5 kW Solaranlage
In diesem Szenario würde eine 5-kW-Anlage 50 % Ihres Energieverbrauchs abdecken und Ihre Stromrechnung halbieren.
Bestimmen Sie, wie viele Solarmodule Sie benötigen.
Sobald Sie die endgültige Größe
der Anlage ermittelt haben, dividieren Sie einfach durch die Wattzahl der
gewünschten Solarmodule, um herauszufinden, wie viele Module Sie benötigen.
Anhand unseres Beispiels einer 10-kW-Anlage (10.000 Watt) für einen 100-prozentigen Ausgleich sehen Sie hier ein Beispielsystem, das unseren Bedarf decken würde:
10-kW-Solaranlage mit 400-W-Phono-Solarmodulen: 10.000 Watt / 400 Watt = 25 Module
Elektroauto laden und Grösse der
Solaranlage.
Wenn Sie mit Ihrer Solaranlage
auch ein Elektroauto laden wollen, dann benötigen Sie eine grössere Solaranlage.
Ein durchschnittliches Elektroauto benötigt etwa 15 kWh, um 100 Kilometer weit
fahren zu können. Deshalb sollte die Solaranlage mehr Strom erzeugen, als für
das Elektroauto und den Haushalt zusammen benötigt wird. Je geringer der
prozentuale Anteil des Stromverbrauchs bei Tageslicht ist, desto größer ist die
Abhängigkeit von der gespeicherten Energie der Batterie.
Der tatsächliche Strombedarf von Elektroautos ist in der Praxis sehr unterschiedlich. Er hängt stark vom persönlichen Fahrverhalten und den Standzeiten des Elektroautos ab. Die hier genannten Grössenordnungen gehen davon aus, dass der Mehrbedarf auch tatsächlich für das Elektroauto genutzt werden kann, was in vielen Fällen erfordert, dass ein Batterie-Speicher angeschafft wird. Ohne Batterie-Speicher würde mit einer grösseren Solaranlage der überschüssige Solarstrom an das Elektrizitätswerk verkauft werden, wenn die Standzeiten für das Laden ungünstig sind. Dazu muss man verstehen, dass mit dem grünen Strom, welcher die Solaranlage liefert, prioritär das Elektroauto lädt und erst dann weitere Verbraucher bedient. Wenn also weder Elektroauto noch Verbraucher Strom benötigen, dann würde ohne Batterie-Speicher der grüne Strom für wenig Geld an den Netzbetreiber verkauft werden.