Photovolaik-Anlage - Selbstbau in der Schweiz und überall auf der Welt.
Ausgangslage.
Die Schweiz wird bis 2050
klimaneutral sein. Im Pariser Klimaabkommen hat sich die Schweiz verpflichtet,
bis 2050 keine Treibhausgasemissionen mehr zu verursachen. Elektroautos und
Wärmepumpen, die zunehmend Fahrzeuge und Heizungsanlagen mit fossilen
Brennstoffen ersetzen, werden die Stromnachfrage deutlich erhöhen. Gleichzeitig
hat die Schweiz beschlossen, aus der Kernenergie auszusteigen. Stattdessen
werden Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie zu den wichtigsten Stromquellen in
Europa. Neue Kraftwerke müssen fit für die Zukunft sein. Fossile Technologien
(z.B. Kohle- oder Gaskraftwerke) sind wegen der CO2-Emissionen und der Abhängigkeit
von ausländischen Lieferanten keine gute Alternative.
Im Zuge des laufenden Übergangs
von fossilen und nuklearen zu erneuerbaren Energieressourcen strebt die Schweiz
durch einen systematischen Umbau des Energieversorgungssystems und der Anreizsysteme
eine verstärkte Produktion und Nutzung von erneuerbaren Energien an
(Energiestrategie 2050, vgl. BFE, 2017). Während der letzten Jahrzehnte wurde
Strom hauptsächlich von zentralisierten institutionellen Stromversorgern
produziert. Nun, nach der Einleitung der Energiewende, gewinnen dezentrale
Formen der Energieerzeugung immer mehr an Bedeutung.
Im Jahr 2010 waren rund 2 Milliarden Menschen in vielen Regionen der Welt ohne
Strom, weil sie keinen Zugang zu einem Stromnetz hatten. Heute ist diese Zahl
um 1,3 Milliarden gesunken. Der Grund: Mit so genannten Insel-Solarsystemen
lässt sich heute überall Strom erzeugen. Ausgestattet mit einem Solarmodul und
einer Batterie, ist dies eine einfache und sehr erschwingliche Lösung.
Selbstgebaute Solaranlagen.
Überall auf der Welt findet man kleine, selbstgebaute Solaranlagen an Wänden
und Balkonen, auf Dächern und Terrassen, die mit dem Stromnetz verbunden sind. Solaranlagen
eignen sich hervorragend, um Strom nachhaltig zu erzeugen. Zudem senken die
energieeffizienteren Wärmepumpen den Gesamtenergiebedarf, und mit Solarstrom
heizt eine Wärmepumpe so sauber und nachhaltig wie keine andere Heiztechnik.
CO2-frei und 100% klimaneutral. Nutzen Sie die Sonne, um Ihr Haus mit Energie
zu versorgen, und reduzieren Sie Ihre Stromrechnung und Ihren ökologischen
Fußabdruck. Mit einer Solaranlage können Sie Ihren eigenen Strom erzeugen und
sich unabhängiger vom Stromnetz machen.
Solarmodule sammeln das Sonnenlicht und erzeugen daraus Gleichstrom. Der Wechselrichter überwacht die Solaranlage und wandelt den Gleichstrom in Wechselstrom um. Wird der Strom direkt verbraucht, zum Beispiel für die Beleuchtung, spricht man von Eigenverbrauch. Ein Solarspeicher ermöglicht es, den tagsüber erzeugten Strom zu speichern und abends zu verbrauchen. Dies erhöht den Eigenverbrauch. Überschüssiger Strom kann ins Netz eingespeist werden, wofür Sie vom Stromversorger eine Vergütung erhalten.
Die so genannte graue Energie ist die Energie, die für die Herstellung und den Transport des Moduls aufgewendet wird. Photovoltaik-Module heutigen Standards kompensieren diese graue Energie bereits innerhalb von ein bis zwei Jahren, je nach Einsatzort. Das liegt daran, dass sie eine so hohe Leistung haben und bereits in der Produktion energieeffizient sind.
PV-Anlage selber bauen.
Mini-Systeme für Ihr Zuhause.
Immer mehr Menschen decken ihren
Strombedarf durch den Kauf von Mini-Solaranlagen, so genannten
Plug-in-Solargeräten. Die kleinen Photovoltaikanlagen bestehen aus einem oder
zwei Modulen und haben eine Leistung von etwa 200 bis zu 600 Watt. Das reicht knapp
aus, um bis zu 30 % des Energiebedarfs eines Haushalts zu decken und zum
Beispiel Kühlschrank, Waschmaschine, Geschirrspüler oder Computer mit Strom zu
versorgen. Das Besondere an den kleinen Modulsystemen ist, dass sie an jede
normale Haushaltssteckdose angeschlossen werden können und so den Solarstrom
ins Netz einspeisen. Die Installation ist einfach - es ist buchstäblich
"Plug and Play" - und die Geräte gelten als sicher. Ein weiterer
Vorteil ist, dass man für die Installation keinen Elektriker braucht. Sie
können auf dem Balkon, dem Dach, im Garten oder im Hof installiert werden. In Europa
sind bereits mehrere hunderttausend solcher Anlagen im Einsatz. Die Geräte sind
grundsätzlich sehr sicher, bisher sind keine Schäden bekannt. Und das Interesse
ist groß. Der Boom von steckerfertigen Solaranlagen hat erst gerade begonnen.
Steckerfertige Solarmodule und Plug-in-Solarsysteme.
Man unterscheidet:
- steckerfertige Solarmodule
- Plug-in-Solaranlagen
- mobile Solaranlagen
Kosten.
Steckerfertige Solarmodule sind für
Mieter und das Klima ein Gewinn. Der Preis von Mini-Solaranlagen hängt von der
Leistung des Moduls und der Batterie ab. Weitere kostenbestimmende Faktoren
sind Qualität, Aussehen und Funktionalität. Sehr kleine Solaranlagen für zu
Hause bestehen meist aus einem winzigen 4-Watt-Modul mit einer Batterie und
einer effizienten LED-Lampe, die genug Licht erzeugt, um nachts Hausaufgaben zu
machen.
Die Preise für hochwertige Mini-Solaranlagen für den Hausgebrauch mit einer kleinen Batterie und einer sparsamen Lampe beginnen bei etwa 100 Schweizer Franken, während Insel-Solaranlagen, die einen Fernseher und einen Kühlschrank versorgen können, mehrere hundert Schweizer Franken kosten. Ein etwas größeres Insel-Solarsystem mit einem 50-Watt-Modul kann mehrere Lampen und einen Fernseher mit Strom versorgen. Und eine Anlage mit einem 250-Watt-Modul könnte sogar einen Kühlschrank mit Strom versorgen. Plug-in-Solaranlagen haben in der Regel keine Batterie und können direkt in das Stromnetz integriert werden. Sie kosten in zwischen 500 und 1'500 Schweizer Franken. Plug-in-Geräte amortisieren sich nach etwa sechs bis zehn Jahren.
Mobile Solaranlagen.
Mobile Solaranlagen für das
Camping, die mit speziellen Paneelen ausgestattet sind, die zusammengefaltet in
den Rucksack passen, haben die gleiche Funktionalität, kosten aber etwas mehr.
Ein faltbares Modul, das in Ihren Rucksack passt, kann Ihr Handy und Ihre
Nachtlampe mit Strom versorgen. Solar-Bewegungsmelder für Licht, Solarlampen
und Solar-Pflanzenbewässerungssysteme werden in Privathaushalten immer
beliebter, während Camper mobile Mini-Solarsysteme für sich entdeckt haben. Sie
bestehen aus einem Solarmodul, das sich leicht zusammenklappen lässt, sowie
einem Wechselrichter mit Batterie. Diese mobilen Stromversorgungssysteme gibt
es in allen möglichen Formen und Größen für unterschiedliche Bedürfnisse, von
winzigen Paneelen in der Größe einer Brieftasche, mit denen man sein Handy
aufladen kann, bis hin zu sehr leistungsstarken Systemen mit einer Kapazität
von 160 Watt, mit denen man Fahrradbatterien aufladen sowie Laptop und
Kühlschrank in einem Wohnmobil betreiben kann. Nach der Reise kann man sie auch
zu Hause weiter nutzen. Das Solarmodul kann einfach auf der Fensterbank platziert
werden, wo es ein Telefon aufladen kann. Ein größeres System kann sogar als
Ersatzstromquelle für den Kühlschrank dienen, wenn der Strom ausfällt.
Sind Mini-Solarkraftwerke gut für die Umwelt?
Mini-Solarstromanlagen senken die
Stromkosten und helfen beim Klimaschutz. In der Schweiz könnten längerfristig
1.000 bis 2.000 Megawatt Strom zusätzlich durch Mini-Solarstrommodule erzeugt
werden. So viel Strom produziert ein Kohlekraftwerk, das viel umweltschädlicher
ist. Viele Menschen haben bisher keine Ahnung, wie viel Strom sie verbrauchen
und haben keine Erfahrung mit Solarenergie und Batteriespeichern. Menschen, die
ihre eigenen Solarmodule besitzen, ihren eigenen Energieverbrauch überwachen
und lernen, wie sie Energiekosten sparen und gleichzeitig etwas Gutes für den
Planeten tun können. Der Aufschwung von E-Autos wird den Solarmodulen für den
Hausgebrauch einen weiteren Schub geben, da deren Batterien allgemein als
Energiespeicher genutzt werden können. Elektroautos haben große Batterien, und
ihr Strom könnte leicht anderweitig genutzt werden: zur Deckung des eigenen
Energiebedarfs zu Hause, aber auch in der Nachbarschaft über das öffentliche
Netz.
Mini-Solarkraftwerke versus grosse Solaranlagen.
Um etwas Größeres wie ein
Elektroauto mit Strom zu versorgen, bräuchte man mindestens eine
2.000-Watt-Anlage, also etwa 10 Quadratmeter Module. Mit dieser Strommenge
könnte ein Auto bis zu 16.000 Kilometer weit fahren. Photovoltaik-Module haben
eine Standardgröße von ca. 100 cm x 160 cm und eine Leistung von ca. 325 Wp.
Pro kWp Leistung werden also etwa 5 m2 benötigt und jedes kWp produziert in der
Schweiz etwa 1000 kWh Strom pro Jahr. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus
mit 4 Bewohnern verbraucht etwa 4000 bis 5000 kWh Strom. Das bedeutet, dass
bereits 20 m2 Dachfläche ausreichen, um den gesamten Strombedarf des Hauses
jährlich mit einer eigenen Solaranlage zu produzieren. Mit 50 m2 Solarfläche
kann man bereits den Bedarf eines Hauses inklusive Wärmepumpe und Elektroauto
decken. Fast alle Dächer sind für Solaranlagen geeignet, da es unterschiedliche
Montagelösungen für Flachdächer und Schrägdächer gibt. Die Neigung spielt dabei
eine untergeordnete Rolle. Ideal ist eine Ausrichtung nach Süden, aber auch
nach Osten und Westen ausgerichtete Solaranlagen lohnen sich selbst in unseren
Breitengraden.
Eine grosse Solaranlage auf dem Dach selber bauen:
Wie hoch ist Ihre Unabhängigkeit vom Stromnetz?
Das hängt wie oben beschrieben
von Strombedarf und von der Grösse der Anlage ab. Je nachdem, wie viel Strom
tagsüber, abends und nachts im Haus verbraucht wird, schwanken die
Eigenverbrauchswerte (und damit der Autonomiegrad) bei Solaranlagen ohne
Speicher zwischen 15 und 30 %. Mit einem Batteriespeichersystem kann der
Autonomiegrad auf 50 bis 90 % erhöht werden. Für eine 100%ige Unabhängigkeit
vom öffentlichen Netz ist eine stark überdimensionierte Generator- und
Speicherkapazität erforderlich. Mit normal dimensionierten Solaranlagen und
Speichern können bis zu über 90% Autarkie erreicht werden. Eine vollständige
Unabhängigkeit lohnt sich nur in seltenen Fällen. Es geht ja auch vor allem um
eine saubere Energieversorgung und nicht um die Autarkie an sich. Eine
netzgekoppelte Solaranlage trägt sogar mehr zur Energiewende bei als eine
völlig autarke Solaranlage. Aber: Eine Solaranlage allein reicht bei einem
Stromausfall nicht aus. Dazu braucht es eine Batterie, die über eine
Notstromfunktion verfügt und entsprechend konfiguriert ist. Anstatt Strom ins
Netz einzuspeisen, speichern Sie Ihren Überschuss in einer Batterie. So können
Sie ihn am Abend und in der Nacht direkt aus der Batterie wieder nutzen,
anstatt Strom aus dem Netz zu beziehen.
Solarstrom-Kosten.
In sonnenarmen Ländern wie der
Schweiz kostet solar erzeugter Strom im Durchschnitt zwischen 7 und 15 Rappen
pro Kilowattstunde (kWh). In sonnenreicheren Regionen wie Südeuropa, Afrika,
Lateinamerika, Kalifornien und vielen Teilen Asiens sind es weniger als 5 bis 6
Rappen. Strom aus dem Netz ist zwei- bis viermal teurer. Die Module
verschleißen nicht, da sie keine beweglichen Teile haben. Deshalb verursachen
die Solarmodule keine weiteren Kosten (ausser Wartung und Reinigung). Dennoch
unterliegen sie einer sogenannten Moduldegradation von ca. 0,5 % pro Jahr. Die
Hersteller garantieren, dass sie nicht mehr als 0,8% ihrer Leistung pro Jahr
verlieren und somit nach 25 Jahren noch mindestens 80% ihrer Nennleistung
haben.
Amortisation der Solaranalage.
In der Schweiz dauert es je nach
Region zwischen sechs und zehn Jahren, bis die Kosten einer Solaranlage
vollständig amortisiert sind. Wie viel Gewinn die Solaranlage im Laufe der Jahre
erwirtschaftet, hängt von mehreren Faktoren ab: vom Strompreis, dem
Rückkehrtarif und dem Eigenverbrauchsgrad ab – je höher um so besser. Über 30
Jahre Betriebszeit kann eine Solaranlage zwischen 50% und 200% Gewinn bringen.
Ökologische Nachhaltigkeit in der Energieerzeugung.
Im Zuge der nachhaltigen
Energiewende gewinnt die dezentrale Energieerzeugung zunehmend an Bedeutung.
Der Bau von Solaranlagen erfordert Ressourcen (Fachwissen, Zeit, finanzielle
Liquidität, Platz), die nicht alle Einwohner zur Verfügung haben. Insbesondere
in städtischen Gebieten, wo Grund und Boden knapp sind und viele Menschen als
Mieter leben, kommt nur eine Minderheit in Frage. Um städtische Haushalte in die
Energiewende einzubeziehen, müssen neue intelligente und effiziente Lösungen
entwickelt werden. Mini-Solaranlagen bieten gerade in urbanen Gebieten eine
sinnvolle Möglichkeit, an der Energiewende teilzuhaben, wenn auch im kleinen
Stil. Denn sie bieten eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, um in eine
Photovoltaikanlage zu investieren.
Generell haben in den letzten Jahren immer mehr Haushalte in Photovoltaikanlagen investiert. Neben einem technischen Grundverständnis ist Handlungswissen über relevante rechtliche, politische oder bauliche Aspekte erforderlich, um eine Energieanlage auf dem eigenen Grundstück zu bauen. Gerade mit Mini- oder sterckerfertigen Solaranlagen haben diese Themen weniger Gewicht.
Mit jeder Solaranlage wird die
ökologische Nachhaltigkeit in der Energieproduktion gefördert. Die erneuerbaren
Energien werden unterstütz, die Energiewende in der Schweiz vorantreiben. Die
Abhängigkeit des Landes von Atomkraft, fossilen Ressourcen und Kohleverbrennung
verringert. Die Diversifizierung des Energiesystems wird vorangetrieben und die
Unabhängigkeit des Landes vom Ausland nimmt zu. Die dezentrale Stromerzeugung
bedeutet ein Stück Unabhängigkeit.
Solarstrom vom Balkon.