Stromversorgungs-Sicherheit mit zusätzlichen Stauseen und neuen Stromspeichern in den Bergen.
Gemäss Bundesrätin Simonetta Sommaruga sollen
zusätzliche Energiereserven geschaffen werden. Die potenziell drohende
Stromlücke im Winter kann geschlossen werden mit Wasserkraft und neuen
Gaskraftwerken.
Der Bedarf an Strom nimmt zu. Dies nicht nur in der
Schweiz, auch in Europa und international. Deshalb wird der Strom in der
Schweiz in den nächsten Jahren knapp werden, vor allem in den Wintermonaten. Wegen
des gescheiterten Rahmenabkommens fehlt auch ein Stromabkommen. Die Schweiz
kann nicht mit garantierten Stromlieferungen aus der EU rechnen. Die
Energieministerin will nun mehr Stromreserven schaffen. Dies soll mit
Wasserkraft und auch mit Gaskraftwerken erfolgen. Um die Gefahr einer
Stromlücke ab 2025 abzuwenden, habe der Bundesrat am Mittwoch erste
Grundsatzentscheide gefällt.
17.2.2022
Medienkonferenz Stromversorgungssicherheit: Gaskraftwerkreserve und
Wasserkraftreserve
Bundesrätin Simonetta Sommaruga, Vorsteherin Eidgenössisches
Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK)
Werner Luginbühl, Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom
Pascal Previdoli, Stellvertretender Direktor des
Bundesamts für Energie BFE
Leitung: Vizekanzler André Simonazzi,
Bundesratssprecher
Die Sicherheit der Schweizer Stromversorgung steht auf dem Spiel.
Die sichere Versorgung mit Strom habe oberste Priorität.
Der politische Rahmen muss stimmen. Der Bundesrat hat die Förderung der erneuerbaren
Energien verbessert. Das bedeutet höhere Investitionssicherheit für die Geldgeber
und Investoren.
Zusätzliche Stauseen sollen gebaut werden, bestehende erweitert. Damit wird die Versorgungssicherheit im Winter verbessert. Das Ziel wird breit anerkannt. Für die Finanzierung dieser zusätzlichen Speicherwasserkraft stellt der Bundesrat mehr Geld zur Verfügung (vorgesehen im Mantelerlass des Stroversorgungsgesetzes). Der Runde Tisch Wasserkraft hat bereits 15 solcher Speicherwasserkraft-Projekte identifiziert. Der Bundesrat will die Planungs- und Bewilligungsverfahren bei grossen Windpark- und Wasserkraftanlagen beschleunigen. Die Beschleunigungsvorlage ist in Vernehmlassung. Zudem soll der Zubau der Photovoltaikanalgen beschleunigt und verbessert werden.
Die drei Massnahmen
- Förderung der erneuerbaren Energien
- Winterstrom mit zusätzlichen Mitteln
- Beschleunigung der Bewilligungsverfahren
schafft der Bundesrat den Rahmen dafür, dass Unternehmen und Private mehr
sauberen Strom in der Schweiz produzieren. Diesen zusätzlichen Strom brauchen
wir, weil die Atomkraftwerke einmal auslaufen und im Verkehr mehr Strom
benötigt wird. Parallel zu diesen Massnahmen will der Bundesrat auch für unvorhersehbare
Situationen vorsorgen.
Es gibt neu zwei vorsorgliche Massnahmen:
- erste Rückversicherung mit einer Wasserkraftreserve bereits ab Winter 2022
- zweite Rückversicherung mit einem Detail- und Betriebs-Konzept für die
Planung von Reserve-Gaskraftwerken
Diese Reserve-Gaskraftwerken sollen nur bei einem Engpass und klimaneutral
betrieben werden. Es werden nun nicht genutzte Gaskraft-Infrastrukturen
geprüft.
Der Entscheid des Bundesrates vom 16.2.2022 stützt sich auf eine Analyse der Elcom (der Eidgenössischen Elektrizitätskommission) ab. Die Elcom empfiehlt den gestaffelten Bau von zwei bis drei Reserve-Gaskraftwerken welche die Wasserkraftreserve ergänzen sollen. Der Bundesrates wird dieses Konzept der Elcom auf Verordnungsstufe rasch konkretisieren. Sobald die technischen Fragen geklärt sind, wird der Bundesrat dazu eine Vernehmlassung durchführen. Zentral ist, dass die Umsetzung rasch vorangetrieben wird.
Der Strom soll sinnvoll eingesetzt und nicht
verschwendet werden. Der Bundesrat will die Mindestanforderungen bei der
Stromeffizienz von verschiedenen Geräten wie Warmwasserboiler oder
Wäschetrockner so anpassen, dass nur noch Geräte auf den Markt kommen, welche
diese Mindestanforderungen erfüllen. Mit zusätzlichen Fördermitteln sollen mehr
Elektroheizungen ersetzt werden. Elektroheizungen verbrauchen im Winter fast so
viel Strom wie das AKW Mühleberg in einem Jahr produziert.
Wir haben heute in der Schweiz genügend Strom. Mittelfristig müssen wir aber
mehr Strom produzieren. Das geht nur mit grossen Stauseen und grossen Windparks
sowie mit viel mehr Solarstromanalgen auf Dächern und an Fassaden.
Der Bundesrat hat einen klaren Plan:
- die verbesserte Förderung von Wasserkraft, Wind- und Solarstrom
- Speicherwasserkraft für den Winter mit zusätzlichen Mitteln finanzieren und
die Bewilligungsverfahren deutlich verkürzen
- die Stromverschwendung muss wo möglich rasch und konsequent vermieden werden
Mit diesen Massnahmen wird die Stromproduktion und die Versorgungssicherheit in
der Schweiz erhöht. Das macht uns weniger abhängig von Importen aus dem
Ausland. Es wurden auch Vorkehrungen für unvorhersehbare Stress-Situationen getroffen:
Die Wasserkraftreserven sind bereits im Winter 2022 verfügbar und das Konzept
für die Reserve-Gaskraftwerke wird schnell realisiert. Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll zügig vorangetrieben werden.
Was bedeutet Versorgungssicherheit?
Die Elektrizitätsverbraucher sollen die gewünschte Menge an Elektrizität
jederzeit, ausreichend und unterbruchsfrei in der erforderlichen Qualität und
zu angemessenen Preisen beziehen können. Ein zentrales Instrument zur
Beurteilung der mittel- und langfristigen Stromversorgungssicherheit sind System
Adequacy-Analysen. Die Stromversorgungssicherheit ist Sache der Unternehmen der
Elektrizitätswirtschaft, also der Strombranche. Der Staat ist einerseits dafür
verantwortlich, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Er greift dann ein,
wenn die Unternehmen der Elektrizitätswirtschaft die sichere Versorgung mit
Elektrizität nicht mehr gewährleisten können.
Die Stromversorgungssicherheit basiert auf dem
Zusammenspiel von Kraftwerkskapazitäten und dem Stromnetz. Die Stromnetze
ergänzen die inländischen Kraftwerkskapazitäten und sind für den Erhalt der
Versorgungssicherheit ebenso wichtig. Die stark vernetzte Schweiz hängt zudem
auch von den Stromnetzen in den Nachbarstaaten ab. Eine enge internationale
Abstimmung ist aus Sicht der Versorgungssicherheit unerlässlich.