Brooklyn Microgrid - Nachbarn handeln Solarstrom auf einer Blockchain-Plattform.
Siemens und das New Yorker Unternehmen LO3 Energy haben
ein Pilotprojekt für ein Blockchain-basiertes Microgrid im New Yorker Stadtteil
Brooklyn realisiert. Dort handeln Nachbarn auf einer Blockchain-Plattform mit
Solarstrom. Das LO3-Projekt ist Vorreiter einer dezentralen, von grünen
Energiequellen geprägten Energieversorgung.
Auf dem Dach eines um 1900 erbauten Reihenhauses im idyllischen Brooklyner
Stadtviertel Park Slope, befindet sich eine Solaranlage. Wenn die Sonne kräftig
scheint, kann der Strom aus den 18 Photovoltaikpaneelen nicht direkt verbraucht
werden. Dann wird der grüne Strom ins Netz zurück gespiesen. Dies erfolgt über ein
Mikrogrid.
Ein Microgrid bezeichnet eine Form der dezentralisierten Energiegewinnung, die
völlig unabhängig vom klassischen, zentralisierten Energieversorgungsnetz
operiert. Kommunen, Städte oder Unternehmen können so ihre eigenen Energiequellen
und -speichersysteme entwickeln, die gewonnene Energie selbst verkaufen oder
auch ins (klassische) Netz einspeisen.
Das Microgrid in Brooklyn, für dessen Installation die Siemens Digital Grid Division verantwortlich zeichnet, beinhaltet Network-Control-Systeme, Konverter, Smart Meter sowie Storage in Form von Lithium-Ionen-Akkus. Dank letztgenannter Batterietechnik werden die Nutzer des Microgrid auch im Fall eines großangelegten Stromausfalls - wie etwa im Jahr 2012 nach Hurricane Sandy - weiterhin mit Energie versorgt.
Möglich wurde dieses Mikrogrid-Projekt, weil es
drei Komponenten in sich vereint: Die Blockchain-Plattform von LO3 Energy
sichert die Transaktionen ab, die Siemens Digital Grid Division bietet die
speziellen technischen Lösungen für derartige Microgrids, und der
Start-up-Förderer von Siemens, next47, unterstützt potentiell disruptive
Technologien, unter anderem im Bereich der Blockchain-Anwendungen, finanziell,
mit Know-how und Projektexpertise. Es ist das weltweit erste seiner Art und
gibt gleichzeitig den Startschuss für andere gemeinsame Microgrid-Projekte in
den USA und anderen Ländern.
Nicht nur für abgelegene Regionen wie Alaska sind autarke Microgrids wichtig,
sondern auch für einen Großstadtdschungel wie New York. Denn die Technologie
ist zukunftsweisend. Eine Blockchain-Plattform und ein Microgrid von Siemens
machen eine Community im Herzen New Yorks unabhängig von den Energieriesen. Das
hat für die Nutzer zahlreiche Vorteile. Nach dem verheerenden Hurrikan Sandy
von 2012 soll es in Kombination mit Batteriespeichern innerhalb des Microgrids
beim nächsten Sturm zumindest temporär verhindern, dass die Lichter ausgehen.
Inzwischen nutzen circa 50 Parteien das "Brooklyn Microgrid" -
darunter neben Privatpersonen auch eine Schule, eine Tankstelle, eine
Feuerwehrwache und einige Fabrikanlagen. Alle teilnehmenden Parteien können
untereinander kleine Mengen grüner Energie handeln. Die Preise werden dabei in
automatisierten Auktionen festgelegt. Diese richten sich nach dem höchsten
Arbeitspreis, den ein Energiekonsument zu zahlen bereit ist. Und nach
Möglichkeit soll eines Tages vor Ort der Stromverbrauch auf die Schwankungen
der solaren Stromerzeugung abgestimmt werden – damit etwa der Elektrowagen nach
Möglichkeit dann betankt wird, wenn die Sonne reichlich scheint und die
Batteriespeicher prall gefüllt sind. Das kann mit einer intelligenten
Netzsteuerung, smarten Schaltelementen, einer innovativen Batterielösung und
intelligenten Stromzählern realisiert werden.
Damit die Blockchain-Plattform und Microgrids erfolgreich sein können, braucht es auch regulatorische Rahmenbedingungen. Im US-Bundesstaat New York sorgt dafür das Programm „Reforming the Energy Vision“ (REV). Ziel ist es, die Anfälligkeit der Energieversorgung zu minimieren, die während des Hurrikans Sandy offensichtlich wurde, mehr erneuerbare Energiequellen zu nutzen und Kosten zu senken. Da ist das Brooklyn Microgrid ein gutes Testfeld. Hierbei hilft auch Blockchain, da es den Stromhandel zwischen diesen Zellen immens vereinfacht.
Blockchain-Technologie.
Es handelt sich um ein dezentrales, webbasiertes Buchhaltungssystem, das Daten
dank Kryptographie-Technik fälschungssicher und kostengünstig abspeichert.
Sprich: Blockchain ist im Grunde ein dezentrales Protokoll für Transaktionen
zwischen Parteien, das jede Veränderung transparent erfasst. So lässt sich
beispielsweise sicherstellen, dass man ein Originalersatzteil erhält, da sich
seine Herkunft mithilfe eines RFID-Chips und Blockchain lückenlos
zurückverfolgen lässt – eine von mehreren Anwendungen, die auch für Siemens
interessant sind.
Die Blockchain-Technologie wird die Herausbildung einer "zweiten
Internet-Generation" zur Folge haben. Hier werden dann nicht nur E-Mails,
Dokumente oder Webseiten gehandelt und geteilt, sondern alles, was potenziellen
Wert besitzt. Das hängt in erster Linie mit dem Sicherheitsniveau der
Technologie zusammen. Vertrauen wird in diesem Fall nicht mehr durch einen
Mittelsmann erzeugt, sondern durch massenhafte Kollaboration, Kryptografie und
clevere Algorithmen.
Die Zielsetzung für das Microgrid-Blockchain-Projekt in Brooklyn: bis zum Jahr 2018 sollen 1000 Nutzer am System partizipieren. Außerdem soll sowohl in Sachen Batterie-Storage, als auch bei den Solarpanels nachgerüstet werden. Energie bezieht das Microgrid in Brooklyn aber nicht nur aus dachseitig montierten Solarpaneelen, sondern auch vom nächstgelegenen konventionellen Kraftwerk. Nutzer ohne eigene Photovoltaikanlage können so "Credits" für die saubere Sonnenenergie, die die Nachbarn produzieren, erhalten.
Siemens Digital Grid, next47 und LO3 Energy glauben an das Potential Blockchain-basierter Microgrids. Denn überall, wo Energiequellen dezentral organisiert sind, lässt sich die Technologie einsetzen.
Blockchain-basiertes Microgrid in Brooklyn, New York
In einem Energiemarkt, der sich zunehmend dezentralisiert - ob auf der Basis von Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse - werden intelligente Netze immer wichtiger. Die Microgrid-Technologie von Siemens hilft Gemeinden dabei, den Weg in eine energieautarke Zukunft zu ebnen. Erfahren Sie mehr über das Blockchain-basierte Microgrid-Projekt in Brooklyn, das in Zusammenarbeit mit LO3 Energy entwickelt wurde.