Kohle-Comeback, kein Gas aus Russland, begrenzter Anstieg der Kohlekraft in Europa.
Die Pläne von vier EU-Ländern, Kohlekraftwerke für den Fall einer ernsthaften
Unterbrechung ihrer Gaslieferungen aus Russland in Bereitschaft zu versetzen,
werden sich nur geringfügig auf das Klima auswirken. Eine Analyse mit dem Titel
«Coal is not making a comeback: Europe plans 'negligible' increase» (Europa
plant "vernachlässigbaren" Anstieg) untersucht die Klimaauswirkungen
von Plänen Österreichs, Deutschlands, der Niederlande und Frankreichs,
Kohlekraftwerke in Bereitschaft zu versetzen, falls es in diesem Winter und im
nächsten Jahr zu ernsthaften Unterbrechungen der Gasversorgung kommt.
Nach Ansicht der Europäischen Kommission nutzt
Russland Gasabschaltungen und Lieferausfälle in der EU als
"Erpressung". Die EU-Länder bemühen sich, die Gasnachfrage zu senken
und Alternativen zu russischen fossilen Brennstoffen zu finden. Eine
Möglichkeit zur Verringerung der Nachfrage besteht darin, Gas, das
normalerweise für die Stromerzeugung verwendet wird, zu lagern und durch
kohlebefeuerte Stromerzeugung zu ersetzen. Dies ist jedoch mit höheren
CO2-Emissionen verbunden.
Eine kleine Anzahl von Kohlekraftwerken vorübergehend in den Standby-Modus zu
versetzen, hat also nur begrenzte Auswirkungen auf die Emissionen und die
Klimaschutzverpflichtungen. Der Krieg und die Gaskrise in Europa unterstreichen
die Bedeutung von Energieresilienz und -autarkie. Während die russische
Invasion in der Ukraine weiter wütet, setzt Putin weiterhin fossile Brennstoffe
als Waffe ein. Es scheint nun sehr wahrscheinlich, dass die russischen
Gaslieferungen nach Europa noch vor dem Winter weiter gekürzt werden.
Als Reaktion darauf haben mehrere EU-Länder angekündigt, dass sie ihre Gasspeicher so schnell wie möglich füllen wollen, um Versorgungsengpässe im Winter zu vermeiden. Um dies zu erreichen, muss möglicherweise Gas, das derzeit für die Stromerzeugung genutzt wird, in die Speicher eingespeist und der Strom stattdessen durch Verbrennung von Kohle erzeugt werden. Dabei handelt es sich um vorübergehende Maßnahmen, die die längerfristigen Klimaverpflichtungen Europas nicht gefährden werden. Diese Krise zeigt jedoch, dass fossile Brennstoffe keine Energiesicherheit bieten.
Wichtige Fristen für den Kohleausstieg bleiben bestehen.
Kein europäisches Land hat seine Verpflichtung zum
Ausstieg aus der Kohle bis spätestens 2030 aufgegeben. Die derzeitige Krise hat
als Katalysator für einen beschleunigten Übergang zu sauberer Energie in Europa
gewirkt. Europa befindet sich aufgrund energiepolitischer Fehler in der
Vergangenheit in dieser dringenden Situation. Trotz zahlreicher Warnzeichen
ignorierten die EU-Mitgliedstaaten die Risiken einer übermäßigen Abhängigkeit
von Gasimporten und vernachlässigten die Notwendigkeit, diese rasch durch
heimische erneuerbare Energien zu ersetzen. Infolgedessen steht sie nun vor der
schwierigen Entscheidung, vorübergehend auf Kohle zu setzen und gleichzeitig
den Einsatz sauberer Energien deutlich zu erhöhen. Fehler, die Asien sich nicht
leisten kann, zu wiederholen.
Dies sind vorübergehende Maßnahmen, die die längerfristigen Klimaverpflichtungen Europas nicht gefährden werden. Diese Krise zeigt jedoch, dass fossile Brennstoffe keine Energiesicherheit bieten.
Österreich, Deutschland, die Niederlande und Frankreich planen, Kohlekraftwerke in Bereitschaft zu versetzen. Frankreich wird einen 595-Megawatt-Kohleblock für den Winter wieder in Betrieb nehmen, und Österreichs 246-Megawatt-Kraftwerk Mellach wird vorübergehend aus dem Ruhestand geholt und mit Kohle statt mit Gas betrieben. Im vergangenen Monat änderten die Niederlande die Rechtsvorschriften, die verhindern, dass Kohlekraftwerke mit mehr als 35 % Leistung betrieben werden. Bis Ende 2023 können sie wieder mit voller Leistung betrieben werden.
Deutschland hat unterdessen die meisten Kapazitäten in Bereitschaft. Am 8. Juli verabschiedete der Bundestag das Ersatzkraftwerksbeistellungsgesetz, mit dem rund 8 Gigawatt (GW) an Kohlekraftwerken in Reserve gestellt werden können.
Insgesamt würden durch diese Pläne knapp 14 GW an Kohlekraftwerken hinzukommen, was 12 % der bestehenden Kohleflotte der EU (109 GW) und 1,5 % der gesamten installierten Stromerzeugungskapazität der EU (920 GW) ausmachen würde, so die Analyse.
Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme, hat eine andere Meinung und sagt, was jetzt passieren muss – und warum er die Forderung von Fridays for Future nach 100 Milliarden Euro Sondervermögen für das Klima unterstützt.
Was wir jetzt erleben, sind reine Ablenkungsmanöver vom energiepolitischen Totalversagen der letzten 16 Jahre. Bayern ist unter den Flächenländern Schlusslicht beim Ausbau der Windkraft und darum extrem von Erdgas abhängig. Diese fatale Fehlentwicklung wird für die bayerische Wirtschaft immer mehr zum Wettbewerbsnachteil. Um dafür nicht verantwortlich gemacht zu werden, zünden die Verantwortlichen immer neue Nebelkerzen. Die Kernenergie deckt in Deutschland in diesem Jahr rund ein Prozent des Gesamtenergiebedarfs, Fracking würde erst in ein paar Jahren Erträge bringen und Deutschland auch nur zu einem sehr kleinen Teil über einen sehr überschaubaren Zeitraum versorgen können. Beides bringt uns weder über den Winter noch löst es unsere Energieprobleme der Zukunft – und schon gar nicht die der Klimakrise. Es wäre schön, wenn die Union als große Volkspartei endlich ihrer Bedeutung gerecht wird und sinnvolle Konzepte vorschlägt, wie Deutschland seine Energieimportabhängigkeit und das immer weitere Anheizen der Klimakatastrophe schnellstmöglich beenden kann.
Die aktuelle Krise kommt ja nicht überraschend. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben vor der Entwicklung gewarnt. Deutschland war einmal Weltmarktführer bei der Photovoltaik und der Windkraft. 2012 hat die Politik die Solarbranche regelrecht zerschlagen. Nun beziehen wir die Technologie aus China. Gleiches passiert seit 2017 mit der Windkraft. Das war nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland fatal.