Energiestrategie Kanton Zürich 2022, Förderung erneuerbarer Energien wie Wasserkraft, Sonne,
Wind, Geothermie und Biomasse.
Gemäss Baudirektor Martin Neukom wird
Zürich die Stromlücke nicht selber schliessen können. Aber - Solarenergie wird
zur mit Abstand grössten Energiequelle werden. Doch auf dem Weg dahin wird
Zürich vom Ausland abhängig bleiben.
Mit dem Klimadialog will man gemeinsam einen Beitrag zur Meisterung des Klimawandels
leisten. Die aktuelle Lage führt uns unsere Abhängigkeit von fossilen
Brennstoffen mehr denn je vor Augen. Deshalb ist es wichtig, dass der
Klimaschutz auf allen Ebenen vorangetrieben wird. Gute Argumente allein reichen
oft nicht, um die Menschen zu überzeugen. Es braucht Emotionen.
Regierungsrat Dr. Martin Neukom
präsentiert die Energiestrategie und Energieplanung 2022 des Kantons Zürich.
Entwicklung des Strompreises seit 2012:
Gasversorgung Schweiz:
Gas-Speicher Deutschland:
Strom-Versorgung Europa:
Was passiert bei Unterversorgung?
Globale Stromproduktion:
Stromversorgung Schweiz:
Stromversorgung 2050 - Szenario Erneuerbar:
Deckung Strombedarf Schweiz 2050 (Winter):
Solarausbau Schweiz bisher:
Solarausbau Schweiz - zukünftiger Bedarf:
Wärmeversorgung Kanton Zürich:
Stromversorgung Kanton Zürich:
Stand heute im Kanton Zürich:
Energiegesetz - Heizungsersatz, CO2-Reduktion:
Bis 2050 will die Schweizer Regierung den Strom aus Kernkraftwerken durch Solarstrom ersetzen. Doch diese Strategie könnte dazu führen, dass in einem strengen Winter das Angebot zwei Drittel der Nachfrage nicht decken kann, sagt Risikoforscher Didier Sornette von der ETH Zürich. Was sind die Alternativen?
Am 21. Mai 2017 stimmte die
Schweizer Bevölkerung dem ersten Massnahmenpaket des Energiegesetzes, auch
bekannt als "Energiestrategie 2050", zu. Ziel ist es, die geltende
Energiegesetzgebung zu überprüfen, um das Land zu einem geringeren
Energieverbrauch, einer verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien und einem
schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie zu bewegen. Doch was genau bedeutet
dies für die Zukunft und welche Optionen stehen dem Land zur Verfügung?
Die Stromversorgung der Endverbraucher in der Schweiz wird von mehr als 600
Unternehmen sichergestellt. Die Bandbreite der Anbieter reicht von kleinen
regionalen Versorgern bis hin zu internationalen Energiekonzernen. Die meisten
von ihnen sind Einrichtungen der öffentlichen Hand.
Schweizer Rettungsplan soll
Stromknappheit verhindern.
Die Regierung hat beschlossen, einen
Rettungsplan für die wichtigsten Schweizer Stromversorger auszuarbeiten, um
eine Energieknappheit zu verhindern. Ziel sei es, die finanzielle Liquidität
der Unternehmen, die international mit Energie handeln, zu sichern und eine
Strom-Knappheit in der Schweiz zu vermeiden. Der Konkurs eines großen
Stromunternehmens könnte eine Kettenreaktion auslösen, die die
Energieversorgung der Schweiz gefährde.
Vor allem börsenkotierte Stromversorger benötigen eine riesige Liquidität und
Geldreserve, da sie den Strom oft mehrere Jahre im Voraus einkaufen und die
Risiken an der Börse finanziell absichern müssen. Der Rettungsplan sieht
deshalb vor, dass der Staat als "Kreditgeber der letzten Instanz"
eingreift, während die Energieunternehmen und ihre Aktionäre aufgefordert
werden, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die massiven
Preissteigerungen seit Ende letzten Jahres zu bewältigen. Die Unternehmen
konkurrieren auf einem äußerst volatilen internationalen Markt, der durch den
Krieg in der Ukraine und die Stellung Russlands als wichtige Exportnation für
Gas, insbesondere nach Westeuropa, erschwert wird.
Strenge Bedingungen.
Die Bedingungen für das
Rettungspaket würden streng sein, darunter ein Verbot der
Dividendenausschüttung, um zu viele Antragsteller abzuschrecken. Es wird
geschätzt, dass sich nur einige wenige Elektrizitätsunternehmen für die
staatliche Unterstützung von insgesamt bis zu 10 Milliarden Franken (10,67
Milliarden Dollar) in den nächsten vier Jahren qualifizieren würden. Das
Energieministerium richtete eine Task Force ein, nachdem die rechtsgerichtete
Schweizerische Volkspartei gefordert hatte, sich auf die inländische
Energieproduktion zu konzentrieren und die geplante Reduzierung der
CO2-Emissionen zu verschieben.
Weitere Maßnahmen sind die Einrichtung
einer Wasserkraftreserve und der Bau mehrerer Gaskraftwerke. Aber Gaskraftwerke
machen in Anbetracht der aktuellen Entwicklung wenig Sinn. Was also sind die
Alternativen?
Weltweit hat der Energiemarkt eine Reihe grundlegender Veränderungen erfahren,
wie z.B. Preis- und Produktionskostenanpassungen, die sich auf Angebot und
Nachfrage in diesem Sektor auswirken. Trotz all dieser Faktoren gilt die
Energieversorgung der Schweiz nach wie vor als sicher und kosteneffizient. Der
Bundesrat hat die Energiestrategie 2050 zu einem entscheidenden Zeitpunkt
eingeführt und die Umstände genutzt, um die bereits unternommenen Anstrengungen
zu unterstützen und einen Beitrag zur Verringerung der energiebedingten
Umweltbelastungen zu leisten, wobei gleichzeitig ein hoher Versorgungsstandard
aufrechterhalten werden soll.
Energiestrategie 2050.
Die verabschiedete
"Energiestrategie 2050" spiegelt die Auffassung der Regierung wider,
wie die Bemühungen der Schweiz im Bereich der Energieeffizienz weiterentwickelt
und die Entwicklung verschiedener erneuerbarer Energien wie Wasserkraft, Sonne,
Wind, Geothermie und Biomasse gefördert werden können. Die Strategie muss durch
Gesetze umgesetzt werden, die in den nächsten Jahren vom Parlament
verabschiedet werden.
Energieeffizienz wird ein immer wichtigeres Thema.
Neben der Energieeffizienz und
den erneuerbaren Energien betont die "Energiestrategie 2050" zwei
weitere Leitprinzipien, nämlich die Sicherung des Bezugs ausländischer Energie
und die Planung des Ersatzes und des Baus alternativer Kraftwerke zur
Stromerzeugung. Die durch den schrittweisen Ausstieg aus der
Kernenergieproduktion verlorenen Energieerzeugungskapazitäten müssen durch
andere Produktionskanäle kompensiert werden. Um dieses ehrgeizige Ziel zu
erreichen, muss die Schweiz ihr Energieerzeugungssystem grundlegend verbessern
und erneuern.
Wann kommt die Energiekrise?
Doch die Schweiz könnte schon in diesem Winter 2022 in eine Energiekrise geraten. Die
Regierung bereitet sich deshalb auf eine Verknappung von Gas und Strom vor.
Doch damit nicht genug: Ein renommierter Forscher der ETH Zürich übt nun auch
noch Kritik an der langfristigen Energiestrategie 2050, die die Schweiz von
fossilen Brennstoffen wegbringen soll und 2017 vom Volk mit 58 Prozent
Ja-Stimmen angenommen wurde.
Der Risikoforscher Didier Sornette, Physiker und Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmerische Risiken an der ETH, kritisiert, dass der Übergang vom heutigen Energiesystem zu einem weitgehend auf Sonnenenergie basierenden System von den Behörden zu optimistisch dargestellt wird. Dadurch entstehe eine gefährliche Illusion von Sicherheit und Kontrolle, heisst es in einem neuen Arbeitspapier von Sornette und seinem Forscherkollegen Euan Mearns.
Wenn im Winter die Sonne fehlt.
Was bringt sie zu ihrem Urteil?
In einem ersten Schritt rekonstruierten Mearns und Sornette die Schweizer
Stromproduktion und -nachfrage im Januar und Juli 2017 aus verschiedenen
Quellen, Stunde für Stunde. Sie wählten das Jahr 2017, weil es das letzte Jahr
ist, für das detaillierte Zahlen verfügbar sind. Als Nächstes bezogen die
Forscher die Hauptpfeiler der Energiestrategie 2050 in ihr Modell ein.
Die eine besagt, dass die Stromnachfrage bis 2050 um 37 % steigen wird, da die Menschen auf Elektroautos umsteigen und Heizungen mit fossilen Brennstoffen durch Wärmepumpen ersetzen werden. Zum anderen soll die Produktion von Solarstrom um das 20-fache steigen und damit die Produktion von vier Kernkraftwerken, die bis dahin abgeschaltet sein werden, weitgehend ersetzen.
In einem dritten Schritt wurden
schliesslich die untersuchten Monate Januar und Juli 2017 auf das Jahr 2050
übertragen, unter der Annahme, dass die Energiestrategie umgesetzt wird. In
ihren Berechnungen kommen die Forschenden zum Schluss, dass die Schweiz im
Januar 2050 ein enormes Stromdefizit haben wird.
In diesem Monat müssen nicht weniger als 69% des Stroms aus dem übrigen Europa
importiert werden. Das entspricht 6 Terawattstunden. Zum Vergleich: In den
letzten Jahren hat die Schweiz während der Hälfte der Wintersaison
durchschnittlich 4 Terawattstunden importiert. Im Jahr 2050 würde die Schweiz
also allein im Januar das Eineinhalbfache davon benötigen.
Zubau der Solarenergie in der Schweiz.
Bis 2050 soll eine große Anzahl
von Solarzellen installiert werden, die jedoch nur 4 % des Gesamtbedarfs im
Januar decken würden, wenn man von den Wetterbedingungen des Jahres 2017
ausgeht. Nun könnte man argumentieren, dass der Januar 2017 ein ausgesprochen
schlechter Monat für die Solarenergie war. Ist Sornette also viel zu
pessimistisch? Der 65-Jährige entgegnet, dass man nie in einem
"Durchschnittsmonat" lebt, sondern dass es auch in Zukunft Monate mit
wenig Sonnenschein geben wird, wie den Anfang 2017. Genau für solche Monate
muss eine Stromversorgung gerüstet sein, nicht für den Durchschnitt.
Da die Nachbarländer, mit Ausnahme Frankreichs, wahrscheinlich sehr ähnliche Strategien verfolgen, wird die Schweiz ihre Stromlücke nicht durch Importe decken können. Wenn aus dem Ausland nichts mehr zu holen ist, richtet sich der Blick nach innen. Könnte überschüssiger Strom aus dem Sommer gespeichert und so in den Winter verlagert werden?
Energiemix in der Schweiz.
Gegenwärtig wird die
Energieversorgung der Schweiz hauptsächlich durch Wasserkraft (fast 60 % des
Gesamtangebots) und Kernenergie (etwa 33 % des Gesamtangebots) sichergestellt.
Bevor eine Debatte darüber geführt wird, was die Schweiz im Hinblick auf ihre
Energieversorgung tun muss und wie sie dies erreichen kann, ist es interessant,
die Vor- und Nachteile der einzelnen Energiequellen zu analysieren. Avenir
Suisse hat sich mit dieser Frage beschäftigt und eine Tabelle erstellt, in der
die wichtigsten Punkte zu diesen Elementen zusammengefasst sind. Sie finden die
Tabelle unter diesem Link.
Für den Vergleich der verschiedenen Energieträger wurde eine Reihe von Kriterien ausgewählt. Eines der wichtigsten Kriterien waren zum Beispiel die Kosten, die für jede erzeugte Kilowattstunde (Kwh) anfallen. Ein weiteres Kriterium war der potenzielle Beitrag zur Stromversorgung in der Zukunft.
Im Rahmen der Diskussion über die innovativen erneuerbaren Energiequellen, wie z.B. Sonne (Photovoltaik), Wind und Biomasse, war es auch wichtig, den Beitrag der einzelnen Energiequellen zur Stabilisierung des Stromnetzes zu bewerten. In Anbetracht der bestehenden physikalischen Beschränkungen muss der Zugang zur Energiequelle jederzeit mit der Nachfrage Schritt halten können. Die Toleranz gegenüber Schwankungen ist in der Tat sehr gering, da ein Wert unter oder über dem Schwellenwert zu einem Zusammenbruch des Stromnetzes führen könnte, was wiederum Stromausfälle zur Folge haben könnte.
Hinzu kommt, dass die Funktion einer Energiequelle für die Schweiz von bestimmten unvorhersehbaren Faktoren wie dem Klima abhängt. Je stärker die Abhängigkeit von diesen Faktoren - und damit die Verfügbarkeit der Energieproduktion - desto schwächer ist der Beitrag der Energiequelle zur Stabilisierung des Netzes. Die Versorgungssicherheit kann sogar darunter leiden, wenn unvorhersehbare Stromflüsse die Stabilität des Netzes stören.
Weitere Bewertungskriterien waren die Abhängigkeit der einzelnen Energieträger vom Ausland, die Höhe der CO2-Emissionen, die mit einem Energieträger verbunden sind, sowie andere negative externe Effekte, die durch die Produktion in der Schweiz verursacht werden.
Welches sind die Herausforderungen für die Zukunft?
Zweifellos ist die Abstimmung von
2017 über die "Energiestrategie 2050" ein Meilenstein für die
öffentliche Energiepolitik der Schweiz. Einige betrachten den Ausstieg aus der
Kernenergie als symbolischen Erfolg - was er für die Befürworter auch ist -
sowie als richtigen Schritt hin zu mehr Energieeffizienz und
Versorgungssicherheit - was er nicht ist.
Die Unwägbarkeiten der zukünftigen Energiepolitik der Schweiz bleiben zahlreich und es wird nicht einfach sein, Antworten zu finden. Zunächst einmal gibt es keinen konkreten Plan, wie die 33% der weltweiten Energieversorgung, die durch die Kernenergie bereitgestellt werden, über kurz oder lang kompensiert werden sollen, da diese zum Verschwinden verurteilt ist.
Die Hoffnung, dass der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie das Wachstum und die Entwicklung "neuer" erneuerbarer Energiequellen wie Solar- oder Windenergie ankurbeln wird, scheint zum jetzigen Zeitpunkt Wunschdenken zu sein. Windkraftprojekte in der Schweiz werden irgendwann systematisch durch lokale politische Widerstände blockiert: Grundsätzlich wird die Idee der Windkraft weitgehend unterstützt, aber niemand will eine Windturbine in seiner Nachbarschaft; dies ist als "not-in-my-backyard"-Syndrom bekannt). Was die Photovoltaik-Innovationen und -Entwicklungen betrifft, so haben die hohen und teuren staatlichen Subventionen, die zwar niedriger sind als in Deutschland, den Wettbewerb stark verzerrt und falsche Anreize geschaffen, was zu kostspieligen Ineffizienzen in der Produktion führt. Derzeit gibt es kein glaubwürdiges Szenario, das einen gangbaren Weg aufzeigt, um den 33%igen Anteil der Kernenergie an der weltweiten Stromversorgung durch Wind und/oder Photovoltaik zu ersetzen. Letztendlich könnte dies zu einem unerwünschten Paradoxon führen: Der Ausstieg aus der Kernenergie könnte nicht, wie erhofft, das Aufkommen erneuerbarer Energiequellen fördern, sondern auch den Verbrauch ausländischer (vor allem deutscher und polnischer) "umweltfeindlicher" Kohlekraft drastisch erhöhen.
Nicht zuletzt steht die wichtigste Energiequelle der Schweiz, die Wasserkraft, mit einem Anteil von fast 60 % an der weltweiten Versorgung, vor großen Herausforderungen. Nach goldenen Jahrzehnten stehen die Schweizer Wasserkraftunternehmen vor schwierigen finanziellen Zeiten: Einerseits häufen sich die Anforderungen für Reinvestitionen in den kommenden Jahren. Andererseits sind die internationalen Marktpreise drastisch gesunken, was einen starken Druck auf die Einnahmen und den Gewinn ausübt.
Darüber hinaus müssen einige Unternehmen die Reifung und Markteinführung überdimensionierter neuer Anlagen und Kapazitäten "auffangen", die in früheren, wohlhabenderen Zeiten geplant und beschlossen wurden. Dies führt zu enormen und unerwarteten Abschreibungsbeträgen. Als ob das Umfeld nicht schon komplex genug wäre, steht der Schweizer Wasserkraft-Sektor auch vor der politischen Herausforderung, das traditionelle System der "Wassersteuer" zu modernisieren, das vor mehr als einem Jahrhundert geschaffen wurde (auch bekannt als "redevance hydraulique" in Französisch und "Wasserzins" in Deutsch).
Die Wassersteuer wird von den regionalen Gebietskörperschaften (Kantone und Gemeinden) erhoben, in denen sich die Wasserquellen befinden. Der Gesamtbetrag dieser "Ressourcenabgabe" beläuft sich auf 550 Millionen Schweizer Franken pro Jahr. Sie ist eine historische und wichtige Einnahmequelle für Alpenkantone wie das Wallis oder Graubünden. In einem sich wandelnden Energiemarkt wird der Anachronismus der historischen Wassersteuer offensichtlich, da sie als feste Steuer konzipiert ist, die auf der durchschnittlichen Durchflussmenge und der Nutzungskapazität basiert, ohne jegliches Wettbewerbselement oder Bezug auf die Marktpreise. Die dringend notwendige Reform dieser Wassersteuer muss entweder variable Elemente einbeziehen, die auf wirtschaftlichen Marktfaktoren für den Energiesektor basieren, oder eine Wettbewerbsdimension einbeziehen, indem die Wasserkonzessionen nach einem fairen offenen Ausschreibungsverfahren vergeben werden; oder eine Kombination aus beidem.
Kurzum: Obwohl die Schweiz eine
viel kommentierte "Energiestrategie 2050" verabschiedet hat, liegen
noch viele Herausforderungen vor ihr.