Die Schweiz hinkt der Solarrevolution hinterher, zu viele Beschwerden und Einsprachen.
Wie schnell erobert Solarenergie den Energiemarkt?
Die Antwort auf
diese Frage teilt sich in zwei Hauptthemen auf: Zum einen stellt sich die Frage
bezüglich der Herstellung von Solarmodulen und Solartechnologie – zum andern
aber auch bezüglich der Nutzung und Installation von Solaranlagen. Eigentlich
sollte man meinen, dass führende Hersteller in Europa auch einen Einfluss auf
die steigende Nutzung der Technologie haben. Aber ist das wirklich so?
Kann die Energiekrise alleine mit Solartechnologie gelöst werden?
Solarenergie ist nicht nur etwas für die grüne Wiese. Von Straßen über Eisenbahnen bis hin zu Stauseen wandelt sich Europas Energielandschaft mit der verstärkten Nutzung von Solarenergie. Gleichzeigt wächst aber auch der Bedarf und die Nachfrage nach – möglichst einheimischer Produktion von Solarmodulen.
Wenn man an einem klaren Tag durch Europa reist, ist es immer wahrscheinlicher, dass man eine in der Sonne glitzernde Solaranlage sieht. Für die meisten ist das ein positives Zeichen dafür, dass sich mit dem Klimawandel etwas tut. Denn eine kürzlich durchgeführte Umfrage zeigt, dass erneuerbare Energien der bevorzugte Weg der EU-Bürger aus der Klimakrise sind. Gilt dies auch für die Schweiz?
Einige Politiker finden immer noch Wege, die Solarfelder in ein schlechtes Licht zu rücken, und reihen sich damit in einen allgemeinen Trend zur Politisierung von Klimaschutzmaßnahmen ein. Ein Beispiel: Während er noch mit Liz Truss um das Amt des britischen Premierministers konkurrierte, schwor Rishi Sunak, dass er nicht zulassen werde, dass "weite Teile unseres besten Ackerlandes für Solaranlagen verloren gehen". Und das, obwohl derzeit nur 0,1 Prozent aller Flächen im Vereinigten Königreich mit Solarzellen bestückt sind, weit mehr als mit Golfplätzen. Doch - dank Solarenergie konnte die gesamte Europäische Union im Sommer 2022 Gasimporte im Wert von 29 Milliarden Euro vermeiden.
Beobachtet man, was in den letzten Jahren geschieht, stellt man fest, dass immer mehr Solarmodule an Straßenrändern, auf Stauseen und auf stillgelegten Flächen neben Bahngleisen auftauchen, während sich die Energielandschaft Europas - und damit auch die physische Landschaft - zum Besseren verändert. Das muss sie auch: Bis 2035 muss sich der Anteil der Solarenergie verneunfachen, um den ganzen Kontinent auf einen Pfad zu bringen, der mit einer Erwärmung von 1,5 Grad Celsius vereinbar ist.
Wie kann man den Erfolg der Solarstrategie messen?
Der Erfolg der
Solarenergie in einem Land lässt sich anhand verschiedener Maßstäbe beurteilen.
Betrachtet man den prozentualen Anteil der Solarstromerzeugung am Energiemix,
so liegen die Niederlande, Deutschland und Spanien an der Spitze.
Solarstromerzeugung am Energiemix im Sommer 2022:
Niederlande - 23 Prozent
Deutschland - 19 Prozent
Spanien - 17 Prozent
Im Vergleich dazu:
Schweiz – nur gerade mal 6 Prozent
Griechenland gehört auch zu den Spitzenreitern und hat kürzlich zum ersten Mal
100 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt (wenn auch nur für
fünf Stunden). Die Länder, in denen die Solarenergie schnell an Fahrt gewinnt,
sind eher kleiner und konzentrieren sich auf Osteuropa. Polen hat seine Solarstromerzeugung
seit 2018 um das 26-fache gesteigert, und auch Finnland und Ungarn bauen die
erneuerbaren Energien in hohem Tempo aus.
Überraschenderweise entspricht die Rangliste nicht den Ländern, die am meisten Sonne tanken. Politische Unterstützung und die Förderung des richtigen wirtschaftlichen Klimas für die Solarenergie sind wichtiger als die Einstrahlungswerte. Sogar mitten in Schweden macht die Solarenergie noch Sinn.
Deutschland, die größte Volkswirtschaft in Europa, hat das höchste Ziel für die Solarkapazität in der EU (215 GW) und strebt bis 2030 einen Anteil von 80 Prozent erneuerbarer Energien an. Andere Länder, darunter Österreich, Dänemark und die Niederlande, streben bis zum Ende des Jahrzehnts einen Anteil von 100 Prozent erneuerbarer Energien an.
Die Solarenergie ist ein einfacher Weg, die Energiekrise zu lösen oder zu reduzieren. Besonders für den Winter. Das gilt vor allem auch für die Schweiz – denn die hochalpinen Solaranlagen liefern im Winter besonders viel Solarenergie. Zudem gäbe es auch die Agri-Photovoltaik – ein erfolgreicher und nützlicher Kompromiss zwischen fruchtbarem Land und Solaranlagen. Die Paneele können Schatten spenden, um die Pflanzen zum Beispiel bei Hitzewellen zu schützen. In Deutschland und Frankreich gibt es mehrere Projekte, die diese Doppelnutzung demonstrieren. Straßenränder werden allmählich durch Solaranlagen aufgewertet. In den Niederlanden und der Schweiz werden Paneele auf Lärmschutzwänden installiert, wo Pläne für Solarautobahnen eine Leistung von bis zu 55 GW erzeugen könnten.
Auch bei der Bahn gibt es Solaranlagen, und zwar nicht nur auf angrenzenden Brachflächen. Die Deutsche Bahn experimentiert mit der Anbringung von Solarzellen auf den Schwellen der Gleise. Das britische Unternehmen, das hinter dem Projekt steht, schätzt, dass bei einer Ausweitung auf das gesamte 60 000 km lange DB-Netz die Energie von fünf Kernkraftwerken erzeugt werden könnte. Auch alte Kohlebergwerke sind ein erstklassiger Standort für Solaranlagen, die in Polen, Rumänien, Bulgarien und Spanien ein neues Leben als Energiequelle erhalten haben. Und dann gibt es noch die "blauen" Solaranlagen, die auf natürlichen und künstlichen Gewässern installiert werden. Portugal hat jetzt den größten schwimmenden Solarpark in Europa, vier Fußballfelder lang, auf dem Alqueva-Stausee. Er hat Anfang dieses Jahres das Queen Elizabeth II Reservoir-Projekt von Lightsource BP entthront. Aber die Wirtschaftlichkeit von schwimmenden Solaranlagen ist etwas teurer pro erzeugter Energieeinheit, wenn sie auf Seen und Stauseen errichtet werden.
Der Faktor Zeit spielt mit Abstand die wichtigste Rolle.
Die größte
Herausforderung beim Ausbau der Solarkapazität in Europa ist nicht der Platz,
sondern die Zeit. Seit 2017 hat ein Kostenrückgang eine "neue Ära"
für die Photovoltaik eingeläutet. Die Solarkapazität muss bis 2025 verdoppelt
und bis 2030 vervierfacht werden. Die Genehmigungsverfahren müssen beschleunigt
werden. Solarkonzerne fordern schon länger eine Vereinfachung der Verfahren als
höchste Priorität. Die Netzanschlussgenehmigung ist eine große Hürde am Ende
dieses Prozesses. Die Netzbetreiber haben noch nicht für eine Zukunft geplant, die
zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien besteht. Und es fehlt an Personal. Man
kann die besten Verfahren auf dem Papier haben, aber wenn man nicht genügend
Personal hat, kann man diese Verfahren nicht umsetzen.
Auch in der Schweiz sind die Bewilligungsverfahren
noch mit viel zu vielen Beschwerden und Einsprachen belastet und Investoren
sind mit der Tatsache konfrontiert, dass es viel zu lange dauert, bis man –
wenn überhaupt – mit dem Anlagenbau starten kann. Oft müssen deshalb Projekte,
wie aktuell diverse alpine Solarprojekte, von der ursprünglich geplanten
Betriebsgrösse auf eine nicht mehr rentable Grösse redimensioniert werden.